Apple App Store – Brasilien erlaubt Drittanbieter-Store und externe Zahlungen

Der Apple App Store steht nach einem wegweisenden Urteil der brasilianischen Kartellbehörde vor einer grundlegenden Öffnung: Drittanbieter-App-Stores dürfen künftig auf iPhones angeboten werden und Entwickler können Nutzer zu externen Zahlungsoptionen leiten. Das Urteil ist das jüngste Beispiel einer globalen Bewegung, die Apples lange Zeit dominantes Vertriebsmodell für mobile Apps infrage stellt.

Hintergrund der brasilianischen Kartelluntersuchung

Die Administrative Council of Economic Defense (CADE) begann 2022 ein Verfahren, das untersuchen sollte, ob Apples Vorgaben zur App‑Verteilung und Zahlungsabwicklung den Wettbewerb einschränken. Kritisiert wurden vor allem die 30‑Prozent‑Provision für In‑App‑Käufe und das Verbot, Nutzer zu alternativen Bezahlmethoden zu führen. Nach intensiven Verhandlungen hat CADE diese Woche einen Vergleich genehmigt, der Apple verpflichtet, die strikten Vorgaben zu lockern.

Neue Regelungen für Entwickler und Drittanbieter-Store

Ab sofort dürfen Entwickler in ihren Apps neben dem Apple‑Zahlungssystem auch Drittanbieter‑Zahlungen integrieren. Gleichzeitig können unabhängige App‑Stores auf iOS‑Geräten angeboten werden – ein bisher unmögliches Szenario, das das gesamte Ökosystem neu definiert.

  • Apple‑Zahlungssystem: 10 % bzw. 25 % Provision plus 5 % Transaktionsgebühr.
  • Externe Zahlungslinks (klickbar): 15 % Provision.
  • Statischer Hinweis auf externe Zahlung: Keine Provision.
  • Drittanbieter‑App‑Store: 5 % Core‑Technology‑Commission.

Entwickler können somit flexibel zwischen den Optionen wählen und je nach Geschäftsmodell die für sie günstigste Variante nutzen.

Auswirkungen auf das globale Apple‑Ökosystem

Die brasilianische Entscheidung hat weitreichende Konsequenzen. Sie setzt ein starkes Signal für Regulierungsbehörden in anderen Märkten, die ähnliche Schritte erwägen. Für Nutzer bedeutet die Öffnung mehr Auswahl und potenziell günstigere Preise, weil Konkurrenzdruck die Gebühren senken kann. Für Apple bedeutet sie jedoch einen Verlust an Kontrolle über die Einnahmenströme und die einheitliche Nutzererfahrung, die das Unternehmen bislang als Qualitätsmerkmal propagierte.

Langfristig könnte das Urteil zu einer Fragmentierung des iOS‑Marktes führen, wenn mehrere App‑Stores unterschiedliche Richtlinien und Inhalte anbieten. Gleichzeitig bietet es Chancen für kleinere Entwickler, die bisher von den hohen Apple‑Gebühren abgeschreckt wurden, ihre Produkte breiter zu distribuieren.

Apple hat angekündigt, die neuen Vorgaben in den kommenden iOS‑Updates zu implementieren und arbeitet eng mit den brasilianischen Behörden zusammen, um technische und rechtliche Details zu finalisieren. Beobachter gehen davon aus, dass weitere Länder ähnliche Regulierungen einführen werden, sobald die praktischen Auswirkungen in Brasilien sichtbar werden.